Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen

Biodynamisches Winzerhandwerk im Portrait

Biodynamie erhält ein Gesicht

Romana Echensperger, Sommelière und Master of Wine, porträtiert 12 renommierte Winzer

Von Joachim Schalinski

Dass ausgerechnet eine Sommelière, zumal mit dem Abschluss „Master of Wine“, ein Buch über Biodynamie schreiben würde, das es auf Anhieb zum Standardwerk im Weinbau schaffte, hätte sich lange Zeit kaum jemand in der Weinwirtschaft, wohl schon gar nicht seitens der großen multinationalen Agrar- und Chemie-Konzerne, träumen lassen. Doch nun ist es soweit und – Chapeau! – die Herausforderung gewaltig: „Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen“, lautet der Titel und im Untertitel: „Biodynamisches Winzerhandwerk im Porträt“.

Um es gleich vorweg zu nehmen: 170 Jahre Industriezeitalter haben nicht nur als Anthropozän dem Klima deutliche Spuren aufgedrückt, auch der Weinbau als Teil der Landwirtschaft zeigt inzwischen eine massive Prägung, weshalb sich die Menschheit heute in beiden Fällen der brennenden Frage der Nachhaltigkeit ihres Tuns gegenübersieht. Und das in mehrfacher Hinsicht. Terroir ist längst nicht mehr immer Terroir!

Dem an Biodynamie interessierten Leser, der sich Romana Echenspergers Buch offen und unverkrampft stellt, offenbart sich hier ein faszinierendes wie höchst aufschlussreiches Kaleidoskop unterschiedlichster Herangehensweisen. Gemeinsam mit dem Fotografen Konstantin Volkmar ist ihr ein sinnenfrohes und staunenswert informatives Buch gelungen. Nicht allein zwölf herausragende Winzer von Spitzenweingütern in Deutschland, dem Elsass in Frankreich, Österreich und Südtirol werden porträtiert, darunter Peter Bernhard Kühn (Rheingau),Alois und Clemens Lageder (Südtirol), Bernhard Ott (aus Wagram in Niederösterreich), Franz Weninger (Mittelburgenland), Weingut Dr. Bürklin-Wolf (Pfalz), Frank John (Pfalz), Familie Saahs (Nikolaihof / Wachau), Olivier Humbrecht (Elsass), Loimer (Kamptal), Boesch (Elsass), Busch (Mosel) und Goëss-Enzenberg (Südtirol). Romana Echensperger lässt auch Dr. Alexander Gerber von Demeter Deutschland und Prof. Dr. Randolf Kauer von der Hochschule Geisenheim sowie sein Team um Dr. Johanna Döring und Yvettte Wohlfahrt M. Sc. zu Wort kommen.

Leiten lassen hat sich die aus Bayern stammende Autorin von dem Ziel, keine Gegenposition zur konventionellen Wirtschaftsweise darzustellen, sondern vielmehr den Blick zu erweitern. „Biodynamie ist kein Dogma, sie lebt von der Individualität.“ Und, sagt sie: „Die Ansätze der Biodynamie können die naturwissenschaftliche Sichtweise ergänzen, um die besten Lösungen für die zunehmenden Umweltprobleme zu finden, die in der Landwirtschaft, und dazu gehört auch der Weinbau, verursacht werden.“

Beobachter der Szene ebenso wie auch langjährig praktizierende Insider werden sich gleichwohl, selbst auf die Gefahr hin polarisierend zu wirken, nicht scheuen zu behaupten: Alle Erfahrung hat bislang gezeigt, am Königsweg Biodynamie führt kein Weg mehr vorbei! Romana Echensperger formuliert es etwas zurückhaltender so: „Die Bedeutung und Möglichkeiten dieser wiederentdeckten Wirtschaftsweise für Mensch und Umwelt sind immens!“

Der Buchtitel „Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen“ kristallisierte sich für die Autorin während der Recherche heraus, berichtet sie. So fiel ihr bei den Gesprächen auf: Das zentrale Motiv der Winzer für die Umstellung weg vom konventionellen Weinbau war stets die Suche nach Freiheit. Diese versteht sich gleichwohl nicht als uneingeschränkt, sondern als „Freiheit in Verantwortung – für sich, seine Mitarbeiter und Kunden sowie seine Scholle Land, die man gestalten darf.“ Somit geht es auch nicht darum, zu definieren, was ein „richtiger Wein“ ist. Romana Echensperger geht es nicht um Bevormundung. Das wäre Entmündigung. Nein, sie will einzig befähigen.

Im Tenor geht es ihr denn auch um nichts Geringeres als aufzuzeigen, was Biodynamie ist – und zwar rezeptfrei vor dem Hintergrund einer historischen Entwicklung der Landwirtschaft und des Weinbaus hin zur Industrialisierung und was diese biologisch-dynamische Wirtschaftsweise bewirkt im Unterschied zur konventionellen Herangehensweise. Deshalb überlässt die Autorin die Interpretation dieses Ansatzes auch konsequent ihren Gesprächspartnern, die sie hierfür im Laufe eines Jahres interviewt und im Buch porträtiert hat.

Fazit: Echenspergers Buch ist ein brand-aktuelles, höchst eindrucksvolles und äußerst spannendes Unterfangen, das zudem behänd geschrieben jeden Respekt verdient! Einzig der Gesundheitsaspekt, der landwirtschaftliche wie der weinwirtschaftliche, hätte noch kräftiger hinterfragt werden sollen. Nachhaltige Landwirtschaft muss nun mal holistisch gesehen werden. Insgesamt aber aus der Sicht eines jahrzehntelangen intensiven Beobachters der internationalen Weinszene ebenso wie der Agrikultur generell ist das im Westend-Verlag erschienene Werk die lang-ersehnte, aber in ihrer Vielfalt wie auch differenzierten Herangehensweise prägnanteste und überzeugendste Argumentation für eine zukunftsweisende Weinwirtschaft, die kompromisslos ausgerichtet ist auf absolute Vitalität und höchste Qualität anstelle des stur-einfältigen, ja auch rücksichtslosen Primats von maximalem Profit. Und gerade dieses ist das eigentliche Verdienst des Buches, das nun zum Standardwerk zur Biodynamie im Weinbau gezählt werden darf. Erstaunlich nur, dass es offensichtlich erst einer Sommelière mit dem Titel Master of Wine, der schwierigsten Weinprüfung der Welt, bedurfte, um auf die immense Bedeutung des biodynamischen Winzerhandwerks aufmerksam zu machen.

Zur Person:

Romana Echensperger: Nach Stationen als Chef Sommelière in verschiedenen Spitzenrestaurants machte sie sich 2011 selbständig. Heute arbeitet sie als Berater sowie Ausbilder für Kunden aus dem In- und Ausland. Als Weinjournalistin schreibt sie regelmäßig für deutsche und niederländische Magazine. Bei den Tageszeitungen des DuMont Verlages hat sie ihre eigene Weinkolumne. Für das Deutsche Wein Institut gestaltet sie überdies regelmäßige Workshops über die vielen Facetten des Deutschen Weines. Seit 2015 ist sie „Master of Wine“, eine von derzeit 409 Menschen, die den höchsten Titel der Weinwelt erreicht und damit die schwierigste Weinprüfung der Welt beim Institute of Masters of Wine (IMW) in London bestanden. Der Titel „Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen – Biodynamisches Winzerhandwerk im Porträt“ ist ihr erstes Buch. 288 Seiten, Westend-Verlag, 32 Euro.“

ISBN: 978-3864892998

Bio-Lebensmittel

Ein Ratgeber für Einkauf und Konsum ökologisch erzeugter Produkte mit kleinen Schwächen.

Über die überarbeitet Neuauflage von Andrea Flemmers Ratgeber “Bio-Lebensmittel” (humboldt Verlag, 2021) haben wir uns sehr gefreut. Stehen doch zwei Exemplare früherer Ausgaben schon länger in der ECOVIN Bibliothek. Ein solider Überblick über alle relevanten Fragen rund um ökologisch erzeugte Produkte: Gesundheit, Umweltauswirkungen, Biosiegel und -zertifizierung sowie Preise. ECOVIN und Biowein tauchen ebenfalls im Buch auf.

Leider hat die Aktualisierung dem Ratgeber nicht überall gut getan. In der Neuauflage rückt die Frage der Gesundheit vor ökologische Argumente pro bio. Aus Sicht der Autorin, von Haus aus Ernährungswissenschaftlerin, und vieler Verbraucherinnen ist das verständlich. Jedoch ist das Kapitel “Bio-Lebensmittel – für Ihre Gesundheit” eines der dünnsten, da Andrea Flemmer, anders als bei früheren Ausgaben, ihre Quellen nicht mehr angibt. Als mündige Verbraucherin möchte ich überprüfen können, ob die behaupteten Studien den höheren Gesundheitswert von Bio-Lebensmitteln belegen. Kein guter Einstieg, der zudem mit relativierenden Aussagen (“begrenzte Aussagekraft von Ernährungsstudien”, “Chips und Cola sind o.k., wenn nicht zu viel”, “die einzig richtige Ernährungsweise gibt es nicht”) ratlos zurücklässt. Ist bio jetzt gesünder oder nicht?

Den Rest des Buches lesen wir durch die ECOVIN Brille, schauen also besonders nach dem Thema Biowein. Hier finden wir Fehler und Recherchelücken, z.B. ein veraltetes ECOVIN Logo, eine falsche Züchterangabe beim Cabernet blanc, vor allem aber keinen Hinweis auf den Kupfereinsatz im ökologischen Weinbau. Solche Ungenauigkeiten untergraben das Anliegen, Konsumenten umfassend über Bio-Lebensmittel aufzuklären. Eingeschränkte Empfehlung.

ISBN: 9783842630277

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Die Pestizidlüge

Wie die Industrie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel setzt. Alle in der Ernährungsmittelindustrie eingesetzten Pestizide sind eingehend getestet worden und bewiesenermaßen unschädlich.

‘Die Menge an Pestiziden in unserem Essen ist so gering, dass sie überhaupt keinen Effekt haben.’ ‘Der Einsatz von Pestiziden ist unvermeidbar, wenn wir die ganze Weltbevölkerung ernähren wollen.’
So oder so ähnlich argumentieren Agrarindustrie und Chemielobby seit Jahrzehnten. Geht es um Pestizide und andere synthetische Chemikalien werden Daten geschönt und Bedenken ignoriert. So orientieren sich etwa die Richtwerte, ab wann Pestizide schädlich (und damit verboten) sind, stets nach einem gesunden Erwachsenen. Dass ein Großteil der Bevölkerung, nämlich unsere Kinder, bei diesen Werten bereits massiv gefährdet sind, wird verschwiegen. Dabei bringen zahlreiche wissenschaftliche Studien den Einsatz von Pestiziden längst mit dem Anstieg von Krankheiten und Verhaltensstörungen in Verbindung. Ist das die Zukunft, die wir für unsere Kinder wollen? ‘Nein!’, sagt André Leu – und entlarvt nicht nur die Mythen um die sicheren Pestizide, sondern weist auch einen Weg in eine pestizidfreie Landwirtschaft.

ISBN: 978-3962380137

Humussphäre

Das Buch Humussphäre von Herwig Pommeresche ist in aktualisierter Auflage erschienen. Es beschäftigt sich grundlegend mit der Humuswirtschaft und den Grundlagen der Pflanzenernährung.

Herwig Pommeresche setzt die Pioniere der biologischen Bodenbewirtschftung kurz und bündig in Beziehung und ergänzt und aktualisiert mit wissenschaftichen Untersuchungen und Quellen.

Er erläutert den Begriff Humus als System und Kreislauf der Stoffe. Er zögert auch nicht damit zahlreiche Fragen an den biologischen Landbau zu stellen. 214 Seiten, erschienen im OLV Verlag.

ISBN: 978-3922201502

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Blühende Vielfalt im Weinberg

“Man kann nur schützen was man kennt.” Getreu diesem Motto widmet sich Armin R. Gemmrich dem Thema Weinbergsflora.

 Die wichtigsten im Weinberg vorkommenden Arten werden anschaulich aufbereitet, vom botanischen Profil bis zur Herkunft und Verwendung. Zum Teil gibt es auch Angaben zu den Zeigerwerten der Pflanzen. Wer sich gezielt mit der Weinbergsflora auseinandersetzen möchte und keine Zeit hat sich durch die Bestimmungsliteratur zu kämpfen der sollte dieses Buch zu Hand haben.

Hier bestellen für 19,90€.

ISBN: 9783945870020

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Die Humusrevolution

Wir lieben Humus! Ein die Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit ist die wesentliche Herausforderung unserer Zeit und so freuen wir uns, dass im oekom Verlag ein Buch zum Thema veröffentlicht wurde.

Ein Buch für VerbraucherInnen, LandwirtInnen, WinzerInnen – ein Buch für jeden der auf dieser Erde zu Gast ist!

Ute Scheub und Stefan Schwarzer beschreiben in ihrem Buch die zahlreichen Vorteile und Möglichkeiten einer regenerativen Agrikultur; wie sie etabliert werden kann, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt, wie und wo man politisch aktiv werden kann und welche Methoden im eigenen Umfeld angewendet werden können. Denn jede(r) Einzelne kann mithelfen, unsere planetarischen Öko- und Ernährungssysteme zu heilen und zu schützen.

Weitere Infos unter: www.humusrevolution.de.

ISBN: 978-3-86581-838-6

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Von Ganz Unten

*Warum wir unsere Böden besser schützen müssen* Es ist eine Hommage an das Verborgene, an den Boden unter unseren Füßen.

Prof. Dr. Gerd Wessolek befasst sich in vier Themenbereichen”Unser aller Boden”, “Boden genießen”, “Die Kunst des Bodens” und “Die Religion und Kultur des Bodens” mit den Fragen und Problemen hinsichtlich der Thematik Boden, denen die Menschheit sich heute gegenübersieht. Die Ressource ist nur begrenzt verfügbar, doch sie ernährt uns und ein bewusster Umgang mit dem, für jedermann so selbstverständlichen, Boden ist gefordert. Es werden Bodengeschichten erzählt, Fragen gestellt, die uns alle angehen und der Boden ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Der Autor und seine Co-AutorInnen stellen ihn in einen gesellschaftlichen Kontext, damit geht es nicht mehr nur um Umweltprobleme, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

ISBN: 97 8-3-86581-771-6

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Praxis des ökologischen Weinbaus

Ökologischer Weinbau wird zurzeit auf einem Flächenanteil von etwa acht Prozent der deutschen Rebfläche betrieben mit steigender Tendenz, denn insbesondere bei Qualitätsweinbaubetrieben ist ein steigendes Interesse an ökologischer Landwirtschaft zu betrachten.

Randolf Kauer und Beate Fader beschreiben die Rahmenbedingungen und Besonderheiten des ökologischen Weinbaus unter besonderer Berücksichtigung der Umstellung, der Anbautechnik und des Rebschutzes. Ein extra Kapitel widmet sich dem biologisch-dynamischen Weinbau.

Hier für € 24,00 bestellen.

ISBN: 978-3-941583-96-2

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Biologischer Weinbau

Das Standardwerk ist endlich neu aufgelegt! Uwe Hofmann gibt viele Anleitungen zur Umstellung.

Wissenschaftliche und praktische Grundlagen des ökologischen Weinbaus werden anschaulich vermittelt. Erscheinungsjahr: 2014. 384 S., 193 Farbfotos, 40 Tabellen, geb. ISBN 978-3-8001-7977-0.

Hier für € 59,90 bestellen.

ISBN: 978-3-8001-7977-0

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Einfach. Jetzt. Machen!

Von Rob Hopkins dem Begründer der Transition-Bewegung. Dieses Buch zeigt, dass eine andere Form des Miteinanders, des Konsumierens und des Handelns möglich ist.

Es erläutert die Transition Idee anschaulich und beschreibt viele Beispielen für Initiativen die beweisen dass eine postfossile Welt nicht nur möglich ist, sondern für uns alle eine unvergleichliche Bereicherung darstellen kann. Hier finden Sie weitere Informationen.

ISBN: 978-3-86581-458-6