SUR verbessern, nicht stoppen

Der Bundesverband ökologischer Weinbau unterstützt die Empfehlungen von IFOAM Organics Europe zur geplanten EU-Verordnung der Pestizidreduktion (Sustainable Use Regulation, SUR). „Die von den meisten Mitgliedsstaaten geforderte zweite Folgenabschätzung der SUR bietet die Chance, parallel bei den Knackpunkten nachzubessern. Für eine effektive Einsparung der gefährlichen Pflanzenschutzmittel, für mehr Ökolandbau und -weinbau, letztlich für den Schutz von Umwelt und Menschen“, sagte ECOVIN Bundesvorsitzender Andreas Hattemer anlässlich der Veröffentlichung des IFOAM Positionspapiers.

Aus Sicht des Ökolandbaus bedürfen folgende Punkte im SUR-Entwurf der EU-Kommission einer Korrektur:

  • Zwischen chemisch-synthetischen Mitteln und Naturstoffen, die im Ökolandbau eingesetzt werden, muss klar differenziert werden.
  • Zwischen integriertem Pflanzenschutz und ökologischem Pflanzenschutz muss klar unterschieden werden.
  • Der vorgeschlagene Indikator (Harmonized Risk Indikator, HRI) zur Messung der Einsparung sollte durch einen aussagekräftigeren Indikator ersetzt werden. Der HRI erfasst allein verkaufte Mengen, bezieht sie nicht auf Ausbringungsflächen, nur unzureichend auf die Gefährlichkeit und diskriminiert die im Ökolandbau eingesetzten Mittel, die viel größere Ausbringungsmengen erfordern.
  • In den so genannten sensiblen Gebieten müssen die im Ökolandbau eingesetzten Pflanzenschutzmittel weiterhin erlaubt sein.

Die europäischen Bioverbände befürworten außerdem verbindliche Reduktionsziele der EU-Mitgliedsstaaten in den Nationalen Strategieplänen, eine stärkere Verknüpfung der SUR mit den Öko-Ausbauzielen der EU sowie ein einfacheres Zulassungsverfahren bei Pflanzenschutzmitteln aus Naturstoffen.

„Trotz der nötigen Korrekturen am SUR-Entwurf wünschen wir uns, dass die Ziele der Pestizidreduktion und des Ausbaus des Ökolandbaus in der EU zügig angegangen werden. Jedes Jahr verlieren wir einen Teil der Biodiversität und verursachen hohe Gemeinkosten durch den Einsatz gefährlicher Pflanzenschutzmittel. Also, SUR verbessern, keinesfalls stoppen!“ so Andreas Hattemer.

Am 22. Juni 2022 hatte die EU-Kommission nach rund zweijähriger Vorbereitung den Entwurf der „Sustainable Use Regulation“ veröffentlicht. Am öffentlichen Feedback beteiligten sich knapp 10.000 Personen und Organisationen aus der EU, rund zwei Drittel der Stellungnahmen kamen aus Deutschland. Parallel dazu äußerten zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten Kritik am Verordnungsentwurf. Am 19. Dezember 2022 beschloss eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten, eine neue Folgenabschätzung des SUR-Entwurfs bei der EU-Kommission zu beauftragen. Die erste Folgenabschätzung sei vor dem Ukraine-Krieg erstellt und berücksichtige nicht dessen Auswirkung auf die Ernährungssicherheit in Europa, so die Begründung. Der Kommission bleiben nun sechs Monate zur Erstellung einer neuen Folgenabschätzung.

Das komplette Positionspapier von IFOAM Organics Europe (auf Englisch) kann auf https://www.organicseurope.bio/news/organic-movements-recommendations-on-eu-pesticides-regulation-sur/ gelesen und heruntergeladen werden.